Die betende Nonne

Ein Vorher-Nachher-Vergleich


6. März 2021In BildgeschichtenBy Karsten Risseeuw2 Minutes

Versteckt zwischen den übrigen Gebäuden der Strasse fiel mir diese kleine Kirche auf. Ich war in Paris, kam gerade aus einem Museum und hatte mir noch kein neues Ziel gesteckt. Da präsentierte sich die offene Tür der Kirche. Ich lief hinein, gespannt auf die Atmosphäre.

Kaum war ich durch die Tür gegangen, kam eine Nonne aus einem Seiteneingang und lief vor mir zum Altar. Dort kniete sie nieder und betete. Das Licht war einmalig, die Stimmung von Intimität geprägt. Ein kostbarer Moment. Ein Foto entstand. Es wurde dieses Bild der betenden Nonne.

Nachdem ich aus Paris heimgekehrt war, sortierte ich die vielen Fotos. Bei diesem Bild fiel mir auf, dass es nicht den Eindruck hatte, den ich gespürt hatte. Das Licht war zwar einmalig, aber meine Kamera war für solche schlechte Lichtverhältnisse ungeeignet. Hinzu kam, dass alles intuitiv und innert wenigen Sekunden ablief. Es hat keine Zeit oder Möglichkeit für eine bessere oder längere Belichtung gegeben. Das Bild war suboptimal. Vor allem fehlte mir die Intimität und Intensität der ursprünglichen Situation.

In der Postproduktion wollte ich die empfundene Intimität und Fokussierung erreichen. Die ursprüngliche Emotion sollte wieder spürbar werden.

Hier unten ein Vorher/Nachher-Vergleich.

Das Bild der betenden Nonne gehört zu denen, die ich am meisten bearbeitet habe. Zuerst wurde das Foto nach schwarzweiss konvertiert. Damit gewann es an Ausdrucksstärke. Der Lichtfall wurde akzentuiert, damit das Licht von oben die Nonne in der betenden Haltung besser erfasst. Im oberen Teil des Bildes wurden Strukturen auf der Wand herausgeschält. Danach wurde die Struktur am Boden verbessert.

Das Ziel ist keine Perfektion des Bildes, sondern eine Verbesserung der Aussage. Das bleibt selbstverständlich immer eine Interpretation.

Menschen in schwarzweiss